Herausforderung gemeistert

30.09.2024

Ich gebe zu, es war ein herausforderndes Wochenende in Hagen aTW. Nach den ersten Prüfungen mit Delavega, Valencia und Valesco habe ich kurz überlegt, ob ich nach Hause fahre (nicht ganz ernsthaft). Aber ganz ehrlich: meine Motivation war am Boden, es lief überhaupt nicht.

Delavega – von 'aus der Spur' bis 'richtig Spaß gemacht'. (©Rüchel)



Der Reihe nach: Delavega
…war im Grand Prix so guckig und außer ‚der Spur‘, dass er die Trabtraversalen mehr oder weniger im Galopp oder gar nicht gezeigt hat. Das war wirklich der komplette Fehlstart zu Beginn der Prüfung. Wir mussten uns mühsam von irgendwo bei 35 Prozent wieder nach oben arbeiten. Ich verstehe ihn ja, das Wetter war der Hammer, der Wind extrem und alles mögliche flog durch die Gegend. Er hatte wirklich Angst. Im Galopp hat er sich ganz gut gefangen, aber das hat für die Note natürlich nur noch bedingt geholfen. Ich musste mir schon mal kurz seinen Werdegang in Erinnerungen rufen, um das richtig einordnen zu können. Er hat einfach wenig Erfahrung – erst war Corona, dann war ich zweimal schwanger und hatte ja auch immer noch die anderen beiden. All das im Hinterkopf wird schnell klar: Erstens fehlt ihm eine Portion Routine und zweitens hat er nun mal ein Hasenherz.
Am nächsten Morgen war ich noch mal mit ihm auf dem Viereck, schon mit deutlich weniger Wind, und mit dem Special war ich – nach dem Erlebnis im Grand Prix – richtig glücklich. Kurz vor unserer Schlusslinie musste ich ihm ein ‚Danke, Delavega‘ zuflüstern. Zwischendurch noch die Runde mit Valesco, ‚Schumi – erzähle ich gleich – da tat die Runde mit Delavega wirklich gut. Er war schön zu reiten, natürlich waren noch Ecken und Kanten drin, er hat noch mal hier gezuckt und da geguckt, aber es hat Spaß gemacht und war mit dem Grand Prix nicht zu vergleichen. Es waren viele Momente drin, in denen ich meine Hand unten stehenlassen und von Lektion zu Lektion reiten konnte. Richtig schön!

Meine Prinzessin mit verfeinerter Kür in Hagens Flutlicht (©Rüchel)



Der Reihe nach: Valencia
…kommen wir zur Prinzessin, Valencia. Die Piaff-Passage-Übergänge habe ich Zuhause kaum noch geritten, weil sie so gut funktioniert haben – rein, raus, egal wo, egal wann, herrlich. In Hagen wollte sie dann aber das Management übernehmen und die Übergänge einleiten. Ich war baff, damit hatte ich nicht gerechnet. Und ich war auch traurig, weil sie im Grunde in der Prüfung dieselben Fehler wie beim letzten Mal, Stichwort Wechselfehler, gemacht hat. Insofern war ich sehr happy, dass wir in der Kür die Wechsel fehlerfrei zeigen konnten. Außerdem hatte ich in ihrer Kür die Schritt-Tour etwas umgestellt und eine weitere Wechsellinie eingebaut, so dass ich diese etwas umgestellte Kür gerne einmal reiten wollte und das war gut. Die Änderungen sind auf jeden Fall positiv.

Valesco – mit viel positivem Feedback in Hagen (©Rüchel)



Der Reihe nach: Valesco
…Schumi fing im Grand Prix gut an, aber dann kam die erste Piaffe, er guckte, stockte und rutschte hinter mich bzw. hinter meine Hilfen und das konnte ich während der Prüfung auch nicht mehr wirklich ändern. Dadurch hatten wir super viele Fehler. Das war auch traurig. Ich hatte viel mit ihm daran gearbeitet, dass ich ihn mit schön langem Bein wirklich präsentieren kann. Und genau das hatte ich mir für Hagen vorgenommen, aber es hat leider überhaupt nicht funktioniert. Ich hätte ihn stattdessen wahrscheinlich mehr unterstützen müssen. In der zweiten Prüfung, im Special, ging er aber eine schöne Runde. Das Anpiaffieren war auch noch nicht gut, aber dann lief es. Er hatte eine gute Galopp-Tour, die Pirouetten hätten noch etwas schöner sein können, aber die Wechsel haben geklappt, die Schlusslinie und die Tour zu Beginn außen herum – das war wirklich alles sehr zufriedenstellend und für die Runde haben wir auch viel positives Feedback bekommen.

Ich habe insgesamt doch festgestellt, dass der große Platz in Hagen schwieriger zu bereiten ist, zumal bei dem Wetter, als es mir bewusst war. Zudem: drei Grand Prix-Pferde am Start – na klar, das ist auch eine Aufgabe. Aber ich wusste, in Hagen wird alles für top Bedingungen getan, Familie Kasselmann gibt sich immer unheimlich viel Mühe und deswegen habe ich die Chance mit allen drei Pferden ergriffen. Bei aller Herausforderung: mein Fazit ist ein positives, weil sich alle drei Pferde in der zweiten Prüfung deutlich verbessert gezeigt haben.