Abschied von Cashmere und Le Gris
10.04.2021Das war schwer: Wir haben innerhalb von zehn Tagen Abschied von Cashmere und Le Gris nehmen müssen. Cashmere war 27, Le Gris war 22. Und trotzdem bin ich froh. Froh, weil ich jeden Tag sehen konnte, dass die beiden ihre Rentnerjahre hier bei uns in vollen Zügen genossen haben.
Frühere Zeiten: Le Gris und ich in actionJaques Toffi
Le Gris kam als Fohlen zu uns. Er war ein Holsteiner Schimmelhengst, mit dem mein Vater früher serienmäßig Springpferdeprüfungen gewonnen hat. Ich war noch ziemlich jung, aber ich hatte mich total in Le Gris verliebt, weil er so unglaublich schön war. Bald durfte ich mit ihm A- und L-Springen reiten. Aber es gab eine Auflage von meiner Mutter: Zuhause in der Dressurarbeit musste ein Springpferd immer eine Klasse höher gehen als bei den Springprüfungen auf dem Turnier. Heißt: Erst musste ich im Training mit Le Gris auf L-Niveau Dressur sein, bevor ich A-Springen reiten durfte und später auf M-Niveau Dressur, um L-Springen zu reiten. Das Training mit Springpferden zu Hause hat mich ohnehin nicht so gereizt, also habe ich dem schönen Schimmel noch einiges mehr beigebracht, Einerwechsel konnte er zum Beispiel auch. Und dann hatte ich Invasor in Aachen gesehen. Invasor war ein spanischer Schimmelhengst, der unter Rafael Soto auch bei den Olympischen Spielen in Athen am Start war. In Aachen verließ er das Dressurstadion im Spanischen Schritt. Das fand ich klasse. Also hat Le Gris auch den Spanischen Schritt gelernt. Mit ihm habe ich wirklich sehr viel Spaß gehabt, er war ein echter Kumpel. Bis zu seinem letzten Moment war er jeden Tag auf der Koppel, aber jetzt wollte er nicht mehr. Ohne ihn ist es im Stall sehr ruhig geworden. Wenn man morgens das Licht angemacht hat, kam aus seiner Box immer die erste Stimme – er hat immer viel erzählt.
Cashmere hatte meine Mutter dreijährig gekauft und bis zur Grand Prix-Reife ausgebildet. Die beiden waren international im Grand Prix siegreich. ‚Cashi‘ war eine sehr eifrige Holsteiner Stute, immer positiv ‚an‘. Ich durfte sie auch noch auf ein paar Turnieren in S-Dressuren reiten, bevor wir mit ihr zwei Fohlen gezüchtet haben. Danach hat auch sie noch ausgiebig ihren Lebensabend genossen. Cashi war die allerbeste Freundin von unserer Sami, der Mutter von Delavega. Sami ist inzwischen 24. Ich hoffe, dass sie nicht zu sehr und nicht zu lange unter der Trennung von Cashi leidet.
Es ist unheimlich schwer, diese besonderen Weggefährten gehen zu lassen. Das ist die eine Seite. Auf der anderen haben wir hier bei uns die Möglichkeit, unseren Rentnern einen wirklich genussvollen Lebensabend zu bieten. Sie bei uns zu haben und uns um sie kümmern zu können bis zum letzten Tag. Das ist für mich wahnsinnig wichtig.